Arbeitsstipendium für WANNABE


Wir freuen uns riesig über ein Arbeitsstipendium durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München für unser neues Rechercheprojekt WANNABE. Danke an die Jury und vor allem herzlichen Glückwunsch an alle weiteren Geförderten!



Hier die Begründung der Jury:


"'Body Integrity Identity Disorder (BIID)' ist der medizinische Fachbegriff für eine Körperidentitätsstörung, die – so schreibt das Team Sebastian Linz und Linda Löbel von ausbau.sechs – bewirkt, dass sich „Betroffene mit Teilen ihres gesunden Körpers nicht identifizieren können. Demgegenüber steht die Wunschvorstellung eines als richtig empfundenen, behinderten (amputierten oder querschnittgelähmten) Körpers.“ Der Wunsch nach Amputation gesunder Gliedmaßen führe dabei bis zu inszenierten Unfällen und Selbstverletzungen mit Schusswaffen, oder zum Prinzip des „Pretending“. Als „Wannabes“ nutzen BIID-Betroffene Prothesen oder Rollstühle zum „Rollenspiel“. BIID mag als Exempel und Metapher dienen in einer Zeit, in der Debatten toben um Identität und Exklusion, um Perfektionswahn und moralische Verurteilungen von Schönheits- und Geschlechtsumoperationen. Daneben lassen sich an die Themen Rollenspiel, Als-ob und fehlende Identifikation mit dem eigenen Körper auch Debatten anschließen, die (mal wieder) im Theater virulent sind: die definitorischen Kämpfe rund um Schauspiel und Performance, Mimesis, Als-ob und Identifikation. ausbau.sechs hat bislang mit atmosphärischen, sehr genau gearbeiteten Installationen überzeugt und zum Beispiel in „Die Wutprobe“ und „How to disappear completely“ den Zuschauer/innen ganz eigene Raum- und Körpererfahrungen ermöglicht. Das Stipendium für „WANNABE“ soll dem Team ermöglichen, sich dem Phänomen BIID (natur)wissenschaftlich, inhaltlich und choreographisch zu nähern, u.a. durch Experimente mit „animatronischen Körperteilen“. Wo verlaufen die Grenzen von Körpern, Identität und Theatralität?"